Engelbert Kaiser verstorben

12. Dezember 2018

Vielen Lesern der regionalen Zeitungen ist der kompetente Musikkritiker Engelbert Kaiser ein Begriff. Nun ist er nach langer Krankheit an seinem Wohnort in Grabenstätt gestorben.

Engelbert Kaiser war im Brotberuf Jahrzehnte lang Gymnasiallehrer für Latein und Religion in Niederaltaich, Deggendorf und Marquartstein. Schon in den 1990er Jahren kam er durch seinen Cousin, den vor einigen Jahren verstorbenen Musikkritiker Dr. Christoph Bauer, dazu, hin und wieder Konzertbesprechungen für die örtlichen Zeitungen zu schreiben. Durch seine fundierten praktischen wie theoretischen Kenntnisse der Musik waren seine immer klar formulierten Urteile hoch geachtet, manchmal gefürchtet. Kaiser legte Wert auf eine sorgfältige Sprache, liebte Wortspiele und nuancierte Bemerkungen und fand es schade, dass zunehmend weniger seiner Schüler, vielleicht auch Leser, seine feinen Anspielungen verstanden.

Kaiser spielte selbst Gitarre, Tenorhorn und Akkordeon, probierte immer wieder andere Instrumente aus, sang selbst und war jahrzehntelang Mitglied der bekannten „Niederaltaicher Geigenmusi“, die auch öfter zu Konzerten in den Chiemgau kam.

Engelbert Kaiser wurde am 31. August 1943 als einziges Kind seiner Eltern in Traunwalchen im Landkreis Traunstein geboren. Entscheidende Impulse für seine Liebe zur Musik erhielt er früh von seinem Vater, der in einer Bank arbeitete, aber vor allem leidenschaftlicher Kirchenmusiker war. Er leitete einen Chor, spielte Orgel und komponierte.

Nach dem Abitur in Traunstein studierte Engelbert Altphilologie und katholische Religion in München. Aus erster, nicht lange währender Ehe ging ein Sohn hervor, der heute in Ecuador lebt. 1985 kam Kaiser als Lehrer ans Staatliche Landschulheim Marquartstein, wo er sich neben dem Beruf stark für das Musikleben engagierte und zum Beispiel den katholischen Kirchenchor in Marquartstein leitete. In diese Zeit fällt auch sein Bruch mit der katholischen Kirche, so dass er in den letzten Jahren seines Lehrerlebens nur noch Latein unterrichtete.

Großes persönliches Glück fand Kaiser in seiner zweiten Ehe mit Elisabeth Mörtl. Die beiden lebten 20 Jahre zusammen, erst in Marquartstein, seit 2003 in Grabenstätt. Offiziell heirateten sie in 2012. Besonders nach seiner Pensionierung in 2007 unternahmen beide weite Reisen mit dem Wohnmobil, und Kaiser konnte seine Schreibtätigkeit noch intensivieren.

Kaisers letzte Jahre waren von seiner Krebserkrankung geprägt, die er mit großer Tapferkeit ertrug. Vor jeder seiner zahlreichen Operationen pflegte er zuversichtlich zu seiner Frau zu sagen „das schaffen wir auch noch!“ Lange schaffte er es auch, bis er schließlich vor wenigen Tagen auf der Pflegestation im Altenheim in Grabenstätt starb. Die Region hat einen herausragenden Musikexperten verloren.

Bericht: Christiane Giesen